«2023 waren Center mit hohem Food- und Gastroanteil die Gewinner. 2024 steht ‘Placemaking’ im Fokus.»

Flavio Baldelli, was hat euch in Center Management von Shopping-Centern letztes Jahr besonders auf Trab gehalten? Und Dieter Bosshard, was wird es dieses Jahr sein? Die Co-Geschäftsführer von Centerio geben Einblicke.

Center Management bei Einkaufscentern: Was waren 2023 die wichtigsten Treiber, auf die sich Investoren und Eigentümer einstellen mussten?


Unsere Herausforderung und auch Aufgabe war und ist, die Eigentümer zu überzeugen, in neue Konzepte zu investieren und für neue Mietvertragsinhalte offen zu sein, um mit den Veränderungen im Markt gehen zu können.
Die Mieter möchten deutlich mehr Flexibilität. Beispielsweise wollen sie kürzere Vertragslaufzeiten. Und je nach Standort und Situation braucht es Vermarktungs-Goodies, die wir potenziellen Mietern anbieten können wie z.B. Werbekostenzuschüsse für bis zu drei Jahre oder finanzielle Beteiligungen am Mieterausbau. Die Eigentümer müssen solche «Marketing-Investitionen» nicht nur für Events im Center einsetzen, sondern auch direkt bei den Brands, die dann für das Center wieder neue Kundenströme generieren. Wir hatten Fälle, wo die Einfahrten ins Parkhaus dank solcher Investitionen um über 50 Prozent zugelegt haben. Brands als Frequenzbringer können die Vollvermietung garantieren und wirken entsprechend positiv auf die Quadratmetererträge.
2023 waren die stationären Umsätze von vielen Nonfood-Sparten wieder unter Druck, nachdem während und nach Ende der Pandemiebeschränkungen Gütergruppen wie etwa Möbel kurzfristig zu den Gewinnern gezählt hatten. 2023 waren Center mit hohem Food- und Gastroanteil sowie attraktiven Fachmarktkonzepten die Gewinner. Auch wenn Migros einen Käufer für SportX sucht, glauben andere Mieter im Sportbereich – wie etwa Decathlon – weiterhin an den Schweizer Markt.


Was wird dieses Jahr Schlagzeilen machen?


Der Bereich Discount, und wir sprechen vom gepflegten Discount à la Lidl oder Aldi, hat bei uns in der Schweiz auch im Non-Food-Bereich noch grosses Potential. So steht etwa der Non-Food-Discounter ACTION vor der Tür und wird im Markt Spuren hinterlassen. Solche Formate haben aus Effizienzgründen hohe Anforderungen an sämtliche Prozesse inklusive der Logistik, weshalb je nach Einkaufscenter Anpassungen nötig sind.
Es etablieren sich auch verschiedene Freizeitnutzungen wie Kinderspielzentren, Fitnesscenter, Gesundheitszentren und mehr, die für viele Einkaufscenter an Bedeutung gewinnen. Bei Einkaufscentern sowie auch bei Mixed-Use-Immobilien wird es entscheidend sein, den Nutzungsmix neu zu denken.
Mit diesem Thema hängt auch der aktuelle Trend zum «Placemaking» zusammen und wird auch die mittelgrossen Einkaufscentern immer wichtiger: Als Center Manager müssen wir zusammen mit den Eigentümern und der lokalen Gemeinschaft Shopping, Erlebnis und Bedürfnisabdeckung verschmelzen lassen. Das hat den Vorteil, dass die Center längere und besser verteilte Nutzungszeiten aufweisen, was wiederum die Auslastung der Infrastruktur verbessert. Einkaufen unter Tags, und abends und am Wochenende spielen mehr die Erlebnis- und Freizeitfaktoren.

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